Therapie

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Therapie des Lipödems: Die 5 Säulen der konservativen
Behandlung und die operative Therapie in Form von Liposuktionen beim Lipödem (nicht zu
verwechseln mit Schönheitsoperationen, bei denen nur kleinere Fettpölsterchen abesaugt werden).

Die konservative Therapie beinhaltet:

  - manuelle Lymphdrainage;
  - regelmäßiges tragen der Kompressionsstrümpfe (nicht Stützstrümpfe!);
  - Ernährungsberatung;
  - Bewegungstherapie;
  - Hautpflege.

Was genau darunter zu verstehen ist, lesen Sie bitte auf den entsprechenden Unterseiten.

Hautpflege   Kompression   Manuelle Lymphdrainage   Ernährung   Bewegung   REHA bei Lipödem

 

 

 

Konservativ

Die konservative Therapie unterteilt sich in 5 Säulen, die allesamt wichtig sind, um das Lipödem wenigstens zu lindern. Da es sich beim Lipödem um eine chronische und immer fortschreitende Erkrankung handelt, wird sich, bis auf eine Linderung und evtl. Verlangsamung des Fortschreitens, sonst nicht viel tun. Weg bekommt man das Lipödem damit definitv nicht. Die 5 Säulen erklären wir Ihnen auf den folgenden Seiten genauer.

Hautpflege   Kompression   Manuelle Lymphdrainage   Ernährung   Bewegung   REHA bei Lipödem

Manuelle Lymphdrainage

Abkürzungen:
KBV = Kassenärztliche Bundesvereinigung
GKV-Spitzenverband = Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen
MLD = Manuelle Lymphdrainage


Warum manuelle Lympdrainage?

Die manuelle Lymphdrainage (MLD) bewirkt, dass Verklebungen im Gewebe gelöst werden und angestaute Lymphflüssigkeit besser abtransportiert werden kann. Sie ist nicht mit einer normalen Massage zu vergleichen, bei der MLD handelt es sich eher um eine Lymphmassage, die in sanften kreisenden Bewegungen erfolgt. Manche nennen es "Streicheleinheiten", aber so sanft ist es dann doch nicht.

Auf die richtige Arbeitsweise des / der PhysiotherapeutenIn kommt es an. Als erstes müssen die Lymphknoten im Halsbereich "frei" gemacht", also geöffnet, werden. Anschließend kommen die Lymhknoten im Achselbereich, im Bauchraum und die in der Leiste an die Reihe. Die Lymphdrainage erfolgt dann von oben (Hals) nach unten (Füße).

Intermittierende pneumatische Kompression (IPK), früher auch apparative intermittierende Kompression (AIK) genannt

Es gibt neben der MLD auch die IPK. Hier schlüpft man in eine Art Hose für die Beine bzw. Jacke für die Arme, die sich aufpumpt und damit Druck auf das Gewebe auslöst.

Folgende Möglichkeiten der IPK gibt es insgesamt:

- einzelne Beinmanschetten mit 12 Luftkammern
- Kompressionshose mit 24 Luftkammern
- Hüftmanschette mit 6 oder 12 Luftkammern
- einzelne Armmanschetten mit 12 Luftkammern
- Armmanschetten mit 24 Luftkammern

Beine und Arme müssen jedoch stets getrennt damit gelympht werden.

Diese Möglichkeit ist gut Zuhause für zwischendurch nutzbar, soll aber nur ergänzend zur manuellen Lymphdrainage erfolgen, niemals ersetzend. Die AIK ist ausschließlich zur Überbrückung therapiefreier Zeit gedacht. Die "Handarbeit" des / der TherapeutenIn ist primär zu sehen, da sie einzelne Partien  individueller behandeln können. Die Geräte für die apparative Lymphdrainage werden vom Arzt als Hilfsmittel verordnet und werden im Sanitätshaus des Vertrauens bestellt.


ACHTUNG - WICHTIGE ÄNDERUNGEN ab 01.01.2021!

Aus der "Regelfallsystematik" wird „Verordnungsfall mit orientierender Behandlungsmenge“

Viele kennen die Problematik, die sich immer wieder bei der Verordnung von Heilmitteln ergibt.
Z.B. die Regelfallsystematik, sie ist einfach zu kompliziert. Wieviel darf verordnet werden, damit man noch "im Regelfall" ist; ab welcher Behandlungsmenge ist man außerhalb des Regelfalles; Erstverordnung, Folgeverordnung, Verordnung außerhalb des Regelfalles; kurzzeitiger, mittelfristiger bzw. langfristiger Behandlungsbedarf innerhalb einer Indikation;
all das fällt künftig weg.

Mit Einführung der neuen Heilmittel-Richtlinie zum 01.01.2021 wird vieles vereinfacht.

Mehr dazu:

https://www.gkv-heilmittel.de/heilmittelversorgung_2_0/heilmittelversorgung_2_0_teil_4.jsp
https://www.gkv-heilmittel.de/heilmittelversorgung_2_0/heilmittelversorgung_2_0_teil_5.jsp

Auch wird es einen neuen Verordnungsvordruck geben. Dieser nennt sich Verordnungsmuster 13.
Auf folgendem Bild sehen Sie, wie der Arzt / die Ärztin dieses auszufüllen hat. Dieses Muster können Sie gerne ausdrucken (bitte im Querformat auf DIN A4) und Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin zur Orientierung vorlegen.


Hier klicken für Download als pdf-Datei.

Mehr dazu: https://www.gkv-heilmittel.de/heilmittelversorgung_2_0/heilmittelversorgung_2_0_teil_8.jsp

 

Manuelle Lymphdrainage ist ab sofort auch bei Lipödem in allen Stadien verordnungsfähig

Heilmittel
-Richtlinie: Lipödem ohne Vorliegen eines Lymphödems

Zum 1. Januar 2020 wird die Diagnose Lipödem auch ohne Vorliegen eines Lymphödems als Indikation für eine manuelle Lymphdrainage in die Heilmittel-Richtlinie aufgenommen.


Hintergrund
Die Verordnungsfähigkeit von Manueller Lymphdrainage bei Lipödem (ICD-10-GM 2020: E88.20-E88.22) ist bisher nur für Patientinnen und Patienten gegeben, bei denen zusätzlich ein Lymphödem diagnostiziert wird. Die S1-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Lipödems (AWMF-Registernummer 037-012 - derzeit in Überarbeitung) empfiehlt jedoch in Übereinstimmung mit dem etablierten konservativen Primärtherapiestandard Manuelle Lymphdrainage und Kompressionstherapie als Bestandteil der kombinierten physikalischen Entstauungstherapie (KPE) bereits bei einem Lipödem ohne Vorliegen eines manifesten Lymphödems. Der Abfluss ist hier nach dem zugrundeliegenden pathophysiologischen Verständnis nicht wie beim Lymphödem gehemmt, sondern vielmehr angesichts eines mit dem Lipödem einhergehenden erhöhten Flüssigkeitsanfalls zunächst in pathologischer Weise gesteigert. Der Zustand des gesteigerten Lymphtransports führt im weiteren Verlauf zu einer Gefäßschädigung, welche die Entwicklung eines begleitenden Lymphödems zur Folge hat. Neben der funktionellen Unterstützung und damit einer Protektion des lymphatischen Systems vor einer absehbaren bzw. drohenden manifestierten Schädigung führt der Einsatz von Manueller Lymphdrainage und Kompressionsbehandlung beim Lipödem insbesondere auch zu einer wesentlichen Verbesserung des Schmerzzustandes der Patientinnen und damit zu einer Verbesserung der Leitsymptomatik des Lipödems. Im Ergebnis liegt danach beim Lipödem auch ohne manifestiertes Lymphödem eine spezifische, bislang nicht berücksichtigte Form der in der HeilM-RL bereits geregelten Lymphabflussstörung vor. Als Ziele des in der Regel dauerhaft erforderlichen Einsatzes der MLD als Bestandteil der KPE bei Lipödem werden die Unterstützung des lymphatischen Systems, die Verbesserung der stadienunabhängig im Krankheitsbild vorherrschenden Schmerzsymptomatik sowie der krankheitsbedingt erhöhten Hämatomneigung angegeben. Bei gleichzeitigem Vorliegen eines Lymphödems - was nicht in allen Fällen gegeben ist - unterstützt die MLD zugleich den gehemmten Abtransport von im Gewebe befindlichen Flüssigkeitsansammlungen über die Lymphbahnen.


Lipödem in der Diagnoseliste der besonderen Verordnungsbedarfe

Das Lipödem wird als Indikation in die Diagnoseliste der besonderen Verordnungsbedarfe aufgenommen.

Die KBV und der GKV-Spitzenverband haben sich darauf verständigt, das Lipödem Stadium I bis III ab dem 1. Januar 2020 als besonderen Verordnungsbedarf zu vereinbaren. Dies wurde im Zuge einer Änderungsvereinbarung zu den Rahmenvorgaben Wirtschaftlichkeitsprüfung vom 10. Dezember 2019 beschlossen.
Die Aufnahme wird zunächst bis zum 31. Dezember 2025 befristet. Dann sollen erste Ergebnisse aus der Erprobungsstudie zur Liposuktion vorliegen, von der auch Erkenntnisse zum Nutzen der konservativen Behandlung (einschließlich manueller Lymphdrainage) erwartet werden.
Quelle: https://www.kvb.de/fileadmin/kvb/dokumente/Praxis/Verordnung/VO-aktuell/2019/KVB-VA-191230-HIM-HeilM-RL-Lipoedem.pdf

Was sind "besondere Verordnungsbedarfe"?

Die KBV und der GKV-Spitzenverband vereinbaren in einer Diagnoseliste, bei welchen Erkrankungen Patienten oftmals mehr Heilmittel benötigen und daher einen „besonderen Verordnungsbedarf“ haben. Die Kosten für diese Verordnungen werden bei Wirtschaftlichkeitsprüfungen aus dem Verordnungsvolumen des Vertragsarztes herausgerechnet.
Quelle: https://www.kbv.de/html/1150_43593.php

 

Nützliche Links

https://www.g-ba.de/richtlinien/12/

https://www.g-ba.de/themen/veranlasste-leistungen/heilmittel/verordnung-heilmittel-vertragsaerzte/
und
https://www.g-ba.de/downloads/17-98-3382/2021-04-01_G-BA_Patienteninformation_langfristiger-Heilmittelbedarf_bf.pdf

 

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Kompression

Kompression = Zusammenpressung mit Erhöhung des Drucks und Verkleinerung des Volumens

Die Kompression bewirkt im Idealfall, dass die betroffenen Extremitäten nicht durch die Ansammlung von Lymphflüssigkeit anschwellen. Komplett kann man dies leider nicht verhindern, aber eindämmen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, von der einteiligen Strumpfhose bishin zur 2-teiligen Versorgung, aber IMMER in flachgestrickter Qualität und immer nach Maß. Nach Maß bedeutet, dass die Versorgung grundsätzlich passgenau angemessen wird. Sie soll sitzen, wie eine zweite Haut. Tut sie dies nicht, weil sie z.B. in den Kniekehlen oder am Fuß einschneidet, dann passt sie nicht (meist zu lang) und muss geändert werden.

Im Sanitätshaus des Vertrauens, in dem man die Versorgung angemessen bekommt, kann man sich natürlich beraten lassen und auch Muster von verschiedenen Herstellern zeigen lassen. Nicht immer kommt man sofort mit dem gewählten Material zurecht, unter Umständen muss man verschiedene Hersteller testen.

Kompressionsklassen

Die Versorgungen gibt es in verschiedenen Kompressionsklassen (KKL).

KKL I = Leichte Kompression
KKL II = Mittlere Kompression
KKL III = Starke Kompression
KKL IV = Sehr starke Kompression

Wenn Sie Probleme mit der Kompression am Bauch bekommen sollten, können Sie das Leibteil auch mit einer niedrigeren Kompression bekommen.

WICHTIG: Bei Schwangeren darf das Leibteil überhaupt keine Kompression haben.

1-teilige Versorgung

Wie der Name schon sagt, handelt es sich hier um Kompressionsware "in einem Stück", also eine
Strumpfhose.

2-teilige Versorgung

Diese besteht aus:

- Leggins und Socken;
- Caprihose und Kniestrümpfe,
- Radlerhose und Oberschenkelstrümpfe.

Flachgestrickt vs. Rundgestrickt

Die flachgestrickte Versorgung hat immer eine Naht hi nten, die rundgestrickte nicht. Die rundgestrickte ist für Lipödem nicht geeignet, sogar kontraindiziert (auch nicht zur Eingewöhnung!), diese sind nur für Menschen mit Venenproblemen geeignet.

Anspruch auf eine Versorgung

Generell hat man alle 6 Monate Anspruch auf eine neue Versorgung. Dies liegt daran, dass die Hersteller gegenüber den Krankenkassen versichern müssen, dass ihre Waren bis zu 6 Monate nach Anfertigung "haltbar" sind. Einen rechtlichen Anspruch auf eine vorzeitige Versorgung hat man nicht bzw. nur dann, wenn man schwanger ist oder sich die Umfänge innerhalb kurzer Zeit massiv geändert haben.

Wechselversorgung

Evtl. hat  man die Möglichkeit, eine Wechselversorgung zu erhalten. Manche Krankenkassen übernehmen dafür die Kosten, andere wieder nicht. Auch hier hat man keinen rechtlichen Anspruch, sondern muss auf die Kulanz der Krankenkasse hoffen. Möchte man eine Wechselversorgung beantragen, muss neben dem üblichen noch folgendes auf dem Rezept stehen: "Wechselversorgung aus hygienischen Gründen".
Ausnahme: Bei der Erstversorgung bekommt man eine Wechselversorgung, aber erst dann, wenn die erste Kompressionsversorgung auch wirklich gut passt.

Kleiner Tipp

Um die Versorgung gut anziehen und "verteilen" zu können, sollte man Handschuhe mit gummierten Handflächen tragen. Diese kann man auch über das Sanitätshaus beziehen (z.B. von Bauerfeind - kosten etwa 5,00 €) oder man besorgt sich Gartenhandschuhe mit genoppten Handinnenflächen, das funktioniert auch.

Die Kompressionsware gibt es in verschiedenen Kompressionsklassen von I - III. Je höher die Klasse, desto höher die Kompression. Beginnen sollte man, um sich überhaupt erst mal daran zu gewöhnen, mit der KKL II. Nach der Eingewöhnung kann man dann auf die höhere KKL wechseln.

Es gibt Menschen, die durch andere (z.B. rheumatische) Erkrankungen keine Kraft in den Händen haben, um die Kompression in höheren Klassen anzuziehen. Dafür gibt es von verschiedenen Herstellern sogenannte Anziehhilfen. Bitte erkundigen Sie sich darüber im Sanitätshaus.
Unter Umständen, in Absprache mit der Krankenkasse, ist es in solchen Fällen auch möglich, 2 Versorgungen in der kleinsten KKL übereinander zu ziehen.


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Ernährung

Es heißt, dass man das Lipödem mit der Ernährung nicht beeinflussen
kann.

Stimmt. Das Lipödem nicht, aber viele Betroffene haben begleitendes
Übergewicht oder sogar Adipositas. Beides triggert das Lipödem und
verursacht unter anderem deutlich mehr Schmerzen.

Natürlich der eigenen Gesundheit wegen sollte eine Gewichtsreduktion
angestrebt werden, aber auch, wenn man sich mit dem Gedanken trägt,
die Liposuktionen durchführen zu lassen. Je höher das Gewicht, desto
höher die möglichen Risiken bei einer Liposuktion.

Das Thema Ernährung ist in der Lipödem-Community ein "heißes Eisen".
Bisher gibt und gab es keinen sogenannten "roten Faden", der für alle
gelten könnte. Dies ist theoretisch auch nicht möglich, da jede/r von uns
indivduell veranlagt ist, z.B. durch weitere Begleiterkrankungen.

Es gibt sehr viele verschiedene Ernährungsformen, sodass man leider selber
herausfinden muss, welche am besten zu einem passt. Dies funktioniert
mit einer professionellen Ernährungsberatung ganz gut.

Das Zauberwort heißt in jedem Fall "Ernährungsumstellung". Zumindest dann,
wenn man sich damit noch nicht beschäftigt hat.

Jeder, der eine Gewichtsreduktion anstrebt, sollte sich generell einer
Ernährungsberatung / -therapie unterziehen, um mit einer Ernährungsum-
stellung unter optimalen Bedingungen zu beginnen. Das ist oft schon ein
guter Anfang.

Ernährungsberatungen werden häufig von den Krankenkassen zumindest
bezuschusst, bitte erkundigen Sie sich bei Ihrer Krankenkasse.

 

Wussten Sie's?

Thema: Portion

Alle reden immer von Portionen, aber was sind eigentlich Portionen?

1 Portion wird immer als 1 Handvoll berechnet. Was in 1 Hand passt, ist 1 Portion. Außer bei Obst und Gemüse, da sind 2 Hände voll 1 Portion.
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Thema: Diät

Keine Diät der Welt kann und wird langfristigen Erfolg einer adüquaten Gewichtsreduktion  bringen. Der sogenannte Jo-Jo-Effekt ist praktisch vorprogrammiert, sobald man anfängt, sich wieder "normal" zu ernähren.
Nur eine gut begleitete Ernährungsumstellung kann einen dauerhaften Gewichtsverlust garantieren.
Vergessen Sie alle vermeintlichen Diäten, die in irgendwelchen Zeitschriften etc. stehen. Sie bringen keinen dauerhaften Erfolg!

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