Das Lipödem

Beim Lipödem handelt es sich um eine chronisch progrediente (fortschreitende) Erkrankung, die im Volksmund auch Reiterhosen oder Säulenbein genannt wird. Es kommt zumeist bei Frauen vor, Männer sind sehr selten betroffen und wenn, dann (so wird vermutet) nur nach einer Leberzirrhose.

Ein Lipödem ist immer symmetrisch und vor allem IMMER schmerzhaft. Sind keine Schmerzen vorhanden, handelt es sich allenfalls um eine Lipohypertrophie, die nicht behandlungsbedürftig ist.

Auf einmal ist es da

Da es sich beim Lipödem um eine relativ unerforschte Krankheit handelt, was die Ursachen- und die Grundlagenforschung angeht, ist auch nicht genau bekannt, wie und warum das Lipödem entsteht. Es wird vermutet, dass es genetisch- und gleichzeitig hormonellbedingt ist. Das heißt, dass dieser wahrscheinliche Gendefekt vererbt wird, man das Lipödem also schon von Geburt an hat und es bei starken hormonellen Veränderungen, wie z.B. in oder nach der Pubertät (hier bricht es meistens aus), während oder nach Schwangerschaften oder in der Menopause zu starken Schüben kommt. Wir gehen allerdings auch davon aus (dies ergab eine Patientenumfrage), dass es bei länger anhaltendem (negativ geprägtem) Stress ebenfalls zu Schüben kommen kann. Wir vermuten, dass hier das Stresshormon Cortisol eine Rolle spielt.

Lipödem haben nur Frauen

Im Übrigen verfolgen wir die These, dass nicht nur Frauen Überträger dieses Gendefektes sind, sondern Männer dies auch sein können. Dies stellte sich heraus, als wir Betroffene danach befragten. Die Frage lautete: Wer in der Familie ist / war betroffen? Als Antworten kamen, dass dicke, schmerzende Beine und Arme bei weiblichen Familienmitgliedern sowohl in der mütterlichen Linie als auch (mitunter auch nur) väterlicherseits vorkamen. Beispiel: "In der Familie meiner Mutter gibt / gab es kein Lipödem, dafür hat / hatte die Mutter, die Oma, die Schwester, die Tante etc. meines Vaters die Erkrankung". Das deutet darauf hin, dass Männer zumindest auch (Über-) Träger dieses Gendefektes sein können. Jedenfalls würde dies erklären, warum Männer z.B. nach einer Leberzirrhose am Lipödem erkranken können (nicht müssen!).
Bekannt ist mittlerweile auch, dass manchmal Generationen übersprungen werden. Die Oma hat / hatte Lipödem, die Mutter aber nicht, dafür dann wieder die Enkelin. Oder - eine Tochter ist erkrankt, die andere Tochter nicht. Letzteres liest und hört man öfter.

Häufigkeit des Lipödems

Es ist nicht bekannt, wieviele Betroffene es tatsächlich gibt. Bisher wurde dies noch nicht epidemiologisch untersucht. Man ging bisher davon aus, dass etwa jede zehnte Frau betroffen sei, dies wurde vor kurzem jedoch nach unten revidiert. Von wem und warum? Das wissen wir leider nicht. Demnach soll es aber wesentlich weniger Betroffene geben, als bisher angenommen wurde. Ob das allerdings gerechtfertigt ist, wagen wir zu bezweifeln. Wir gehen davon aus, dass es deutlich mehr Betroffene gibt. Bei sehr vielen Betroffenen wurde es bisher nur noch nicht diagnositziert. Selten ist das Lipödem jedoch definitiv nicht.

Man sieht, es gibt noch unendlich viel zu erforschen, wobei dies nicht die einzigen Bereiche sind, die der Forschung bedürfen.

 

Symptome



Die Symptome sind immer gleich und immer
symmetrisch.


- Druckschmerz;

- Berührungsempfindlichkeit;
- Hämatomneigung, selbst bei geringem Anstoßen;
- dellige und knotige Haut;
- kalte Haut;
- Hände und Füße nicht betroffen;
- schwere Arme und Beine.

Druckschmerz

Ein an Lipödem erkranktes Gewebe ist IMMER schmerzhaft!
Ein Arzt diagnostiziert das Lipödem unter anderem mit dem
Drucktest. Er packt also etwas kräftiger in das erkrankte
Gewebe - wenn dies schmerzt und auch die weiter
genannten Symptome vorhanden sind, wird es sich höchst-wahrscheinlich um ein Lipödem handeln.

Berührungsempfindlichkeit

Wenn schon eine leichte Berührung als sehr unangenehm
empfunden wird.

Hämatomneigung

Man stößt irgendwo an, registriert das selbst nicht mal
richtig und hat plötzlich einen dicken blauen Fleck. Jeder
Türgriff mit anschließendem Hämatom am Arm oder jede
Tischecke mit anschließendem Hämatom am Bein stehen
an oberster Stelle. Selbst Stühle mit Armlehnen, die bis-
weilen viel zu schmal sind, können Hämatome an den
Außenseiten der Beine hervorrufen.

Dellige und knotige Haut

Im Unterhautfettgewebe haben sich Knoten gebildet, die
auf Druck sehr schmerzhaft sind. Ebenso hat sich dellige
Haut gebildet, weil sich die gesamte Struktur unterhalb
der Haut verschoben hat. Der Volksmund nennt dies
Cellulite (Orangenhaut). Wenn keine Schmerzen
vorhanden sind, handelt es sich wahrscheinlich um eine
Lipohyertrophie, die nicht behandlungsbedürftig ist.

Kalte Haut

Häufig wird uns mitgeteilt, dass die betroffenen Haut-
areale oft kalt sind, obwohl der Rest des Körpers warm ist.
Wir führen das auf eine schlechtere Durchblutung des
Unterhautfett gewebes zurück, was allerdings noch nicht
wissenschaftlich untersucht wurde.

 


Mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Gesellschaft für Lipödem-Chirurgie


Hände und Füße nicht betroffen

In Händen und Füßen gibt es kein Lipödem, sagt
man. Beides ist bei einem allein vorhandenem
Lipödem schlank.
Das sogenannte "Stemmersche Zeichen" ist negativ.
Das bedeutet, dass man die Hautfalten auf den
Zehen und auf den Fingern anheben kann. Sollten
Hände und Füße jedoch Schwellungen aufweisen,
so könnte das auf ein gleichzeitig vorhandenes
Lymphödem hindeuten.

Schwere Arme und Beine

Ich habe Beine, wie Blei. Diese Aussage hört man
immer von Lipödembetroffenen. Die Beine sind so
schwer,
ich komme die Treppenstufen nicht mehr
hoch.
Die Arme sind so schwer, ich kann meine Haare
nicht
mehr fönen oder Gardinen aufhängen ist
nicht mehr möglich
. Man hat das Gefühl, als
hätte jemand einem Bleigewichte an die Beine
und Arme gehängt.



Stadium und Typ

Das Lipödem wird in Stadien und Typen eingeteilt.
Wie die Einteilungen aussehen, zeigen wir Ihnen hier.

Die Stadien

Sta­dium I: Haut­ober­flä­che glatt, Unter­haut­fett ver­dickt, Fett­gewebsstruk­tur fein­kno­tig  
Sta­dium II: Haut­ober­flä­che uneben, Fett­gewebsstruk­tur grob­kno­tig und deutlich sichtbar vermehrt
 
Sta­dium III: Gewebe zusätz­lich der­ber und här­ter, groß­lap­pig, defor­mie­rende und überhängende Fett­lap­pen, vor allem im Bereich der Knie / Ellenbogen
 
Sta­dium IV: Zusätzlich manifestiertes Lymphödem (Elefantiasis)
 



Die Typen


Typ 1: Gesäß und Hüften (Bildung der sogenannten "Reiterhosen")  
Typ 2: Gesäß, Hüfte, Oberschenkel
 
Typ 3: Gesäß, Hüfte, Ober- und Unterschenkel
 
Typ 4: Beine und Arme sind betroffen
 


Bleibt ein Lipödem über Jahre hinweg unbehandelt, KANN sich daraus die Mischform
Lipolymphödem entwickeln..


Einteilungen des Lipödems nach Lokalisation (mod. nach Herpertz 2014)

Beine Arme
Oberschenkeltyp Oberarmtyp
Ganzbeintyp Ganzarmtyp
Unterschenkeltyp Unterarmtyp

 

 

Diagnose

Die Diagnose kann von folgenden Fachärzten gestellt werden:

- Dermatologe - Facharzt für Hauterkrankungen, hier mit Weiterbildung Phlebologie
- Facharzt der Lymphologie
- Facharzt der Angiologie
- Facharzt für Gefäßerkrankungen

Die Ärzte richten sich im allgemeinen nach der S1-Leitlinie für Lipödem. Diese wird derzeit überarbeitet.


Die Diagnose wird z.B. durch einen Drucktest ins Gewebe und einer Dopplersonographie (Ultraschalluntersuchung zur Diagnose von Venenerkrankungen) gestellt. Schmerzt dieser Druck, handelt es sich um ein Lipödem. Vor allem auch dann, wenn deutliche Knoten zu spüren sind, das Gewebe dellig ist und in späteren Stadien regelrechte Wülste (überhängende Hautlappen) über den Knien und / oder auch über den Sprunggelenken vorhanden sind. Erfahrene Ärzte sehen sofort, ob es sich um ein Lipödem handelt oder nicht.

Vom Lipödem abzugrenzen sind andere Erkrankungen, wie z.B. Adipositas, Lymphödem, weitere Ödeme, Herz- und Niereninsuffizienz.

ICD 10 - Codes (Diagnoseschlüssel) für Lipödem und Lymphödem

Lipödem




Quelle: http://www.icd-code.de/icd/code/E88.2-.html und http://www.icd-code.de/icd/code/I89.-.html

 

 

Therapie

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Therapie des Lipödems: Die 5 Säulen der konservativen
Behandlung und die operative Therapie in Form von Liposuktionen beim Lipödem (nicht zu
verwechseln mit Schönheitsoperationen, bei denen nur kleinere Fettpölsterchen abesaugt werden).

Die konservative Therapie beinhaltet:

  - manuelle Lymphdrainage;
  - regelmäßiges tragen der Kompressionsstrümpfe (nicht Stützstrümpfe!);
  - Ernährungsberatung;
  - Bewegungstherapie;
  - Hautpflege.

Was genau darunter zu verstehen ist, lesen Sie bitte auf den entsprechenden Unterseiten.

Hautpflege   Kompression   Manuelle Lymphdrainage   Ernährung   Bewegung   REHA bei Lipödem

 

 

 

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